Eine meiner Lieblingsgeschichten handelt von einem weisen Indianerhäuptling und seinem Enkel.
Der Alte sagte:
„In jedem von uns tobt ein Kampf zwischen zwei Wölfen. Der eine ist böse. Er steht für Neid, Mißgunst, Gier, Angst, Wut, Bitterkeit, Selbstmitleid, Unaufrichtigkeit, Anspruchsdenken und Egomanie. Der andere ist gut. Er steht für Freude, Liebe, Hoffnung, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit und Wahrhaftigkeit.“
Der Junge dachte für einen Moment darüber nach und fragte dann seinen Großvater:
“Welcher Wolf gewinnt?“
Der Alte antwortete:
„Der, den du fütterst.“
Ich kenne keine Geschichte, die den Zwiespalt, der in uns allen herrscht, so anschaulich auf den Punkt bringt.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wie Yin und Yang kann das eine nicht ohne das andere existieren. Aber wir können uns entscheiden, welche Seite wir nähren und fördern.
Wie gehen wir aber damit um?
„Niemand kann mich wütend machen, außer wenn ich es in mir trage.”
Buddha
Die Schattenseite gewinnt an Stärke, je mehr wir ihre Existenz leugnen. Sie kommt als Ego daher, das permanent gegen seine Ängste und Zweifel ankämpft, um sich selbst zu schützen. Sie holt sich, was sie braucht, ob wir es wollen oder nicht. Es bringt also nichts, sie zu unterdrücken, indem wir unsere innere Welt auf Autopilot fahren lassen. Vielmehr müssen wir lernen, sie zu zähmen, um ihre wilde Energie in die richtigen Bahnen zu lenken.
Das bedeutet auch, daß wir achtsam und wertfrei unsere Schwächen annehmen dürfen. Sie zu integrieren und zu heilen, statt dagegen anzukämpfen. Zu lernen, unsere Gedanken bewußt zu steuern und zu reflektieren. Und das loszulassen, was uns nicht dienlich ist und uns schwächt.
Wir können nicht immer kontrollieren, was uns das Schicksal beschert. Aber wir haben stets die volle Kontrolle darüber, wie wir darauf reagieren.
Lassen wir etwas Gutes daraus werden.