Als Unternehmer wird man früher oder später mit der Frage nach dem Warum konfrontiert.
Als Fotografin ist das nicht anders.

Der kleinste gemeinsame Nenner auf vielen Tierfotografen-Websites ist dann “Erinnerungen für die Ewigkeit”. Manchmal auch, weil man Tiere liebt und die Zeit, die uns mit ihnen vergönnt ist, immer viel zu kurz ist.

Keine Frage, das sind alles gute Gründe, die auch für mich gelten. Aber mein eigentliches Warum geht tiefer, und es war mir in dem Moment klar, als ich mich in die hauptberufliche Selbständigkeit aufmachte. Vorangegangen war ein behutsames Freilegen der Schichten drumherum, eine ehrliche und schonungslose Auseinandersetzung mit mir selbst und was ich eigentlich vom Leben erwartete.

Ein Blick ganz weit zurück

Wenn jemand zum Coaching zu mir kommt oder auch nur im Gespräch äußert, daß er oder sie eine berufliche Neuorientierung braucht, dann stelle ich meistens zuerst die Frage nach der Kindheit: Wer warst du? Was hat dir am meisten Spaß gemacht? Worin warst du immer die Beste, weil es dir einfach zuflog?

Oft kommen da Dinge zum Vorschein, die irgendwann auf dem Weg zum Erwachsenendasein verschütt gegangen sind, verdrängt wurden oder sonstwie zu kurz kommen…

Meine glücklichsten Stunden waren schon immer, wenn ich draußen in der Natur herumstreifte. Geheime Winkel entdeckte, Raupen beobachtete oder Bäume aus Samen züchtete. Dort vergaß ich die Zeit, war ganz ich selbst.

Aber am allertollsten war es, wenn ich mit Gina oder Tommi unterwegs war – den Nachbarshunden, die mich durch Kindheit und Jugend begleiteten. Gina im Grundschulalter, ein herzensguter, lustiger Bearded Collie, und später Tommi, ein Berner-Senner-Schäferhundmix, den ich von Welpe an kannte, lebhaft und intelligent.

Tommi schob immer den ganzen meterlangen Läufer hinter der Haustür vor Freude zusammen, wenn ich ihn abholen kam. Vor allem aber brach regelmäßig von daheim aus, wenn er fand, daß es wieder Zeit für eine gemeinsame Runde mit mir war…

Was waren es für tolle, lange Nachmittage mit ihm! Was brachte er mir alles bei!

Später kamen die Pferde hinzu. Zu ihnen hatte ich schon immer eine ganz besondere Verbindung. Endlose Stunden habe ich auf Weiden verbracht und ihnen einfach nur zugeschaut. Wenn ich unter Pferden bin, dann kann ich alles um mich herum vergessen, dann bin ich im Flow.

Seit kurzem gehört Bolti zu mir und dürfte mittlerweile zu den meistfotografierten Hunden Bayerns gehören… :-)

Vom Hier und Da ins Hier und Jetzt

Als Kind wußte ich lange nicht, was ich mal werden wollte:

Ich war im Ausland, im Pferdestall, im Büro, wieder im Pferdestall und wieder im Büro. Habe dabei Ausbildungen in Pferdewirtschaft, Informatik und Mediendesign mitgenommen, verschiedene Sprachen fließend gelernt und einen weiten Blick bekommen. Ein Personalmanager würde wohl heute sagen, daß mein Lebenslauf ganz schön kräftig oszilliert…

Und doch weiß ich heute, daß es so genau richtig war. Denn all das war nötig, um mir meinen eigenen perfekten Traumberuf zu schaffen, in dem all meine Talente und Leidenschaften zum Tragen kommen:

Freiheit. Abenteuer. Natur. Tiere. Kreativität.

Wiederfinden.

Ich habe mich selbst in meiner Tätigkeit als Fotografin wiedergefunden. Und genau das möchte ich auch meinen Kunden durch meine Fotografie mitgeben:

Daß sie sich selbst ein Stück weit wiederfinden, sich rückbesinnen auf das, was ihnen im Leben wirklich etwas bedeutet. Und das nicht nur während der Fotosession, sondern von da an jedes Mal, wenn sie an ihrer Wandgalerie vorbeigehen oder ihr Fotoalbum in die Hand nehmen.

Meine Kunden weinen regelmäßig bei der Präsentation ihrer Fotografien, weil in ihnen etwas Mächtiges passiert (ja, meistens weine ich mit…). Weil sie plötzlich Zugang zu einem Teil ihrer Seele bekommen, der oft ein Schattendasein führen muß. Weil sie etwas spüren, das sie lang vermißt haben. Und dieses Gefühl nehmen sie in Form ihrer maßgefertigten Fotoschätze mit nach Hause.

Das ist mein Warum.

Und das finde ich ehrlich gesagt ziemlich gut :-)