Einblicke

Tierfotografie von zwei Seiten: Freie Fotoprojekte vs. Kundenaufträge

…was sie unterscheidet und wie das eine von dem anderen profitiert

In meinem ersten Jahr als hauptberufliche Tierfotografin traf ich eine Entscheidung, die sich nachhaltig auswirken sollte:

Ich nahm nicht den unterbezahlten Auftrag an, das größte Pferde-Event Islands zu fotografieren, sondern reiste selbständig an entlegene Orte und setzte dort eigene Foto-Ideen um.

Was dabei herauskam, ergab nicht nur zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Medien, weitere Fotoreisen und Workshops, Auktions-Erfolge und abendfüllende Auftritte, sondern auch ein Herzensprojekt, das seine ganz eigene Dynamik entwickelte – in Form wichtiger Foto-Awards, toller neuer Kunden und nicht zuletzt kreativer Weiterentwicklung als Fotografin. Von der persönlichen Zufriedenheit natürlich ganz zu schweigen.

Was also macht ein freies Fotoprojekt aus und wie unterscheidet es sich von einer Auftragsarbeit?

Beide sind auf ihre Art schön und erfüllend. Aber sie warten mit ganz unterschiedlichen Zielen, Herausforderungen und Bedingungen auf:

Eine kreative Vision  vs. ein Ensemble aus Kundenwünschen

Wenn ich für einen Kunden arbeite, dann ist jede Fotosession ein Projekt für sich. Wir unterhalten uns vorher über die Rahmenbedingungen und das gewünschte Ergebnis und entwickeln daraus eine maßgeschneiderte Agenda.

Hier geht es darum, eine Vielfalt an Motiven umzusetzen, die gemeinsam ein stimmiges Ganzes ergeben. Ob als einzelnes Wandbild, eine Wandgalerie aus mehreren Bildern, ein Album oder eine Kombination aus allem – das Ergebnis muß dich von den Socken hauen und dein Herz jeden Tag höher schlagen lassen.

Wenn ich ein freies Fotoprojekt umsetze, dann habe ich vorher meist eine ganz spezifische Bildidee im Kopf, die ich in die Tat umsetzen möchte und die in erster Linie meinen kreativen Hunger stillen muß. Das kann eine Serie aus Bildern sein, oder manchmal auch ein ganz bestimmtes Einzelmotiv.

Diese Location auf Island hatte ich mir schon Jahre zuvor ausgeguckt; letztlich wurde eine Kundenarbeit daraus

Neue Möglichkeiten auskundschaften vs. bewährte Möglichkeiten anbieten

Manchmal möchte ich etwas ausprobieren, das ich mir noch nicht zutraue, für Kunden anzubieten:

Welche Ideen kann man an dieser und jener Location umsetzen? Was passiert, wenn ich nur mit einem Objektiv fotografiere, das ich bei Kundensessions normalerweise nicht nutze? Wie gefällt mir ein etwas abstrakterer Stil?

Auch hier fotografiere ich natürlich nicht ziellos, aber ergebnisoffen. So kann es z.B. auch sein, daß eine getestete Location nicht ins Kundenangebot kommt, weil sie schwierig zu erreichen ist oder einfach motivtechnisch nicht das bietet, was ich mir erwartet hatte.

Bei einer Kundensession dagegen weiß ich genau, was ich tue: Ich arbeite mit bewährtem Equipment und gehe an Locations, wo ich weiß, was zu erwarten ist. Falls der Kunde einen eigenen Locationwunsch einbringt, recherchiere ich diesen vorher ausgiebig. Und der Stil bleibt eher zeitlos und natürlich.

Mittlerweile eine beliebte Location für Kundensessions, doch zuerst habe ich hier freie Arbeiten umgesetzt

Erlebnisse verarbeiten vs. ein Erlebnis bieten

Meine Kunden-Fotosessions sind stark erlebnisorientiert. Das heißt, was zählt, sind nicht nur die Fotos, die am Ende herauskommen, sondern auch der Weg, der zu diesen Bildern führt. Die Session selbst ist wie ein kleiner Mini-Urlaub vom Alltag und soll für alle (zwei- und vierbeinigen) Teilnehmer eine Qualitätszeit im Kreise ihrer Liebsten sein. Auch das findet bei der individuellen Planung Berücksichtigung.

Bei einigen meiner freien Projekte kann man durchaus von einer Selbsttherapie in herausfordernden Lebensphasen sprechen, z.B. bei der Selbstportrait-Serie, die während des ersten Lockdowns entstanden ist.

Bild zu Tag 9 aus meiner 30DaysOfCovid-Serie
Bild 9 aus meiner 30DaysOfCovid-Serie

Bestimmter Look bzw. Eigenschaften vs. Look YOUR Best!

Bei Fotosessions für Kunden geht es darum, das Beste aus jedem Tier und Menschen herauszuholen und dafür die richtigen Bedingungen zu schaffen. Hier spielt nicht nur die vertraute Atmosphäre eine Rolle, die wir schon beim Vorgespräch geschaffen habe, sondern auch z.B. die Wahl der Location und die richtige Tageszeit.

So schaffen wir etwa auch für ängstliche oder reaktive Hunde die richtige Atmosphäre, und selbst fotoscheue Zweibeiner sind hinterher überrascht, wie easy und lustig die Session war, und lieben ihre Fotoportraits. Das ist eine meiner Stärken und das mache ich richtig gerne.

Wenn ich hingegen in freier Mission unterwegs bin, dann müssen die Teilnehmer ganz spezifische Anforderungen erfüllen, z.B. der Hund eine bestimmte Farbe haben und perfekt abrufbar sein oder der Mensch bereits Erfahrung vor der Kamera besitzen.

Hier war ich gänzlich unabhängig von zwei- und vierbeinigen Protagonisten: Ich war einfach fasziniert von dem Kontrast, den eine Reflexion der untergehenden Sonne in das Eis des zugefrorenen Flusses zauberte. Teil eines noch geheimen Langzeitprojekts

Wettbewerbe gewinnen vs. Erinnerungen schaffen

Nicht zuletzt zielen freie Projekte auch darauf ab, eine bestimmte Bildaussage zu treffen, oftmals um damit auf ein Thema aufmerksam zu machen, das mich irgendwie berührt. Neben technischen Kriterien spielt auch der größere Kontext, in den die Bilder einzuordnen sind, eine Rolle bei Foto-Awards. 

Währenddessen dürfen Auftragsarbeiten eine ganz persönliche, intime Geschichte erzählen, die vor allem für den Auftraggeber bestimmt ist.

"Change Is Constant" entstand zur Zeit des Vulkanausbruchs und erhielt ein Honorable Mention bei den Tokyo International Foto Awards

Fazit: Beides geht Hand in Hand.

Die freien Arbeiten stillen mein kreatives Verlangen und sorgen dafür, daß ich mich als Fotografin stets weiterentwickle. So kann ich auch meinen Kunden Arbeiten bieten, die sich von der Masse abheben. Und durch die Kundenarbeiten kann ich wiederum neue freie Projekte umsetzen.

In der Praxis schaut es oft so aus, daß ein Projekt als freie Arbeit beginnt, aber die Beteiligten vor der Kamera im gleichen Zug zu glücklichen Kunden werden. So ergibt eins das andere und allen ist gedient :-)

Einige Beispiele für Projekte, die als freie Arbeit begannen, aber mit zufriedenen Kunden endeten

P.S.: Die ursprüngliche Idee zu diesem Artikel hatte ich, nachdem ich einen Post meiner geschätzten Fotografenkollegin Marie Wulfram aus den USA gesehen hatte. Schau’ bei ihr vorbei, wenn dich ihre Gedanken zu dem Thema dazu interessieren ;-)

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Ich bin Birgit Zimmermann, hauptberufliche Tierfotografin und Künstlerin, spezialisiert auf Pferde- und Hundefotografie. Seßhaft bei Ebersberg, helfe ich Kunden aus dem Raum München, Rosenheim, Starnberg, ganz Bayern und darüber hinaus, ihre geliebten Tiere in berührenden Fotokunstwerken zu verewigen.

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© Grit Siwonia