Lange ersehnt und doch irgendwie ganz ungeplant: Ich habe jetzt einen Hund!
Aber nicht irgendeinen, denn scheinbar hat das Schicksal auch ein bißchen seine Hand im Spiel gehabt. Und so begleitet mich seit der Sylvesternacht ein ganz besonderer Vierbeiner fast auf Schritt und Tritt, und stellt damit meine Welt gehörig auf den Kopf.
Eigentlich hatte ich schon fast mein ganzes Leben lang mit Hunden zu tun – zunächst als Gassigeherin für Nachbarshunde, später im Tierschutz und schließlich in meinem Beruf als Pferde- und Hundefotografin. Schon mehrmals hatte ich mit dem Gedanken gespielt, einem eigenen Wuffi ein Zuhause zu geben. Aber irgendwie hat es nie so ganz gepaßt: Beziehung, Arbeit, Wohnung… irgendwas war immer.
Wie kam es dann dazu?
Die, die mich kennen, wissen, daß 2021 mein bisher wohl schlimmstes Jahr war:
Sturz vom Pferd, Knöchelfraktur, schlechte Heilung, fast ein halbes Jahr im Gips, die Aussicht, vielleicht nie wieder richtig gut laufen zu können… mein Leben und alles, was ich mir aufgebaut hatte, brach ab Sommer 2021 in sich zusammen. Ich sah eigentlich keine Zukunft mehr für mich. Zum Glück hatte ich gute Hilfe von vielen Seiten, und so rappelte ich mich 2022 nach und nach wieder auf.
Als das Jahr dem Ende zuging, lernte ich durch eine Werbeaktion eine engagierte Islandhundefreundin kennen und besann mich darauf, was das doch für eine tolle Rasse ist. Gleichzeitig sprachen wir über meinen großen Covid-Befreiungsschlag 2020 – die Fotoreise nach Island im Herbst, um an meinem wichtigsten Langzeitprojekt weiterzuarbeiten. Eines der ganz großen Abenteuer während dieses Trips war der Schafabtrieb: Drei lange Tage zu Pferd in der Wildnis, die ich nie vergessen werde…
Tja, und fast direkt danach postete jemand Wurfbilder auf Facebook. Es war eine der Hauptpersonen bei eben jenem Schafabtrieb.
Ob es nun Big Brother zu verdanken ist oder wirklich dem Schicksal: Ich sah die ersten zwei Bilder und war sofort verliebt in einen der Welpen. Und auch wenn ich eigentlich eher einem Hund aus dem Tierschutz eine Chance geben wollte, hier paßte einfach alles. Sogar die Wesensbeschreibung war genau das, was ich mir immer vorgestellt hatte.
Tja, und wie das so ist mit fixen Ideen: Man setzt alle Hebel in Bewegung, um sie zu verwirklichen.
Und es klappte! So reiste ich in der Sylvesternacht bei Sturmwarnung nach Island, fuhr durch Schneegestöber, Feuerwerk und Nordlicht auf einen entlegenen Hof und traf dort spätabends zum ersten Mal meinen Welpen. Meinen Bolti!
Um alles Formale zu klären und damit er nicht allein die lange Reise in die Fremde antreten mußte, gönnte ich uns noch dreieinhalb Wochen Kennenlernzeit, während derer ich ihm auch einen Vorgeschmack auf die große weite Welt geben konnte: Wir machten fleißig Boxentraining, unternahmen Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, er lernte Geschirr und Leine, Straßenverkehr und fremde Leute kennen. Und er meisterte alles mit Bravour!
Seit Ende Januar sind wir jetzt hier in Deutschland und ich lerne dank Hund meine Gegend ganz neu kennen.
Was ist nun zu beachten beim Hunde-Import aus Island?
Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, daß Hunde auf der Insel standardmäßig nicht gegen Tollwut geimpft werden. Diese Impfung, ohne die der Hund nicht nach Deutschland einreisen darf, kann man frühestens mit 12 Wochen erledigen, dann steht eine 21-tägige Wartezeit an, bis die Impfung wirksam ist. Eingetragen wird diese in einem Gesundheitsbüchlein, das die obligatorische Chipnummer trägt und ggf. weitere Impfungen bescheinigt.
Erst dann kann der Tierarzt die Ausfuhrpapiere ausstellen, die formal einem EU-Heimtierausweis entsprechen. Hierzu füllt der TA ein Formular der isländischen Veterinärbehörde MAST aus. Auf diesem Dokument braucht es schließlich noch einen Stempel der MAST, wozu man einen Termin in einem der Büros in Hafnarfjörður, Selfoss, Sauðárkrókur oder Akureyri machen muß.
Für den Flug habe ich Icelandair gewählt, da das die einzige Fluggesellschaft ist, die KEF-MUC direkt fliegt. Also vier Stunden im Flieger statt 14. Icelandair nimmt grundsätzlich keine Tiere ins Handgepäck; ein Islandhundwelpe hat im ausfuhrfähigen Alter aber in aller Regel eh die Handgepäcksgrenze überschritten. Der Hund reist also im (klimatisierten) Frachtraum und es gibt am Flughafen ein Prozedere, damit der Hund quasi als letzter ins Flugzeug kommt und als erster hinaus.
Der Tiertransport sollte im Voraus telefonisch angemeldet werden; ich habe das gleich nach der Buchung gemacht. Für Flugtransporte gibt es von der IATA vorgegebene Standards für Transportboxen; man sollte also nur mit einer IATA-konformen Box reisen. Ich habe gleich beim Hinflug alles mitgebracht und bin dafür in KEF vom Grenzschutz (mit Spürhund!) angehalten worden, konnte aber reinen Gewissens sagen, daß alles nagelneu ist. Die Box kostete als Zusatzgepäckstück nur 55 € extra, das war mir die Sicherheit wert, alles passend dabei zu haben. Und man kann auch noch Hundezubehör sowie sperrigere Gastgeschenke bequem unterbringen ;-)
Für den Rückflug hatte ich die Box mit einer Schmutzmatte und darunter einem Pottypad ausgelegt, außerdem ein Kleidungsstück, das nach mir roch, Kauspielzeug sowie etwas Futter und Wasser. Es wird im Netz empfohlen, Eiswürfel in die Trinkschale zu legen, damit das Wasser nicht gleich verschüttet, aber woher um 6 in der Früh Eiswürfel nehmen? Da Bolti während des Flugs sowieso Futter- und Wasserschale abmontierte, hat das aber eh keinen Unterschied gemacht. Er selbst hat hingegen dicht gehalten :-)
Würde ich es wieder machen?
Ja. Auch wenn ich es keinem Tier zumuten würde, per Flugzeug mit in den Urlaub zu kommen, eine solche einmalige Reise ist mangels Alternativen in meiner Ansicht vertretbar.
Auf Empfehlung der Tierärztin hatte ich Bolti eine halbe Tablette “Postafen” gegeben, ein Mittel aus der Humanmedizin gegen Reisekrankheit. Ob es einen Unterschied gemacht hat, weiß ich nicht. Bolti fand es erwartungsgemäß ätzend, so lange in der Box eingesperrt zu sein, aber das war beim Autofahren zuvor nicht anders. Davon abgesehen denke ich, es hat ihm beim “Ankommen” geholfen, daß wir uns schon kannten.
Sinnvoll ist es, die Reise mit Hund nicht allein anzutreten. Ich mußte da durch, da mein geplanter Mitreisender aus familiären Gründen leider verfrüht aus Island abreisen mußte. Also um 3 raus aus den Federn, 2 Stunden mit Hund auf dem Schoß durch den Schneesturm fahren, und dann die ganze Logistik mit den Gepäckstücken… Dank der super hilfsbereiten Leute bei der Autovermietung und am Flughafen hat aber alles irgendwie hingehauen. Da liebe ich die Isländer für ihre Unkompliziertheit!
Fazit: Stressig war es für uns beide, aber er hat es gut weggesteckt und sich daheim erstmal im Schnee gewälzt :-)
Was hat’s gekostet?
- Flug Hin und Zurück: 650 €
- Transport DE-IS Hundebox: 55 €
- Transport IS-DE Hund: 100 €
- Absegnung MAST: 15 €
- Impfung und Ausfuhrpapiere: 200 €
Auto, Unterkunft etc. lasse ich weg, da sich das je nach Länge und Art des Aufenthalts stark unterscheiden kann.
Disclaimer:
Ich gebe hier ausdrücklich nur meine eigenen Erfahrungen wieder und erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Regeln können sich ändern und unterscheiden sich teils zwischen EU-Ländern. Deswegen möge sich direkt bei den Institutionen informieren, wer so eine Aktion plant.
Hilfreiche Links:
- Transport von Tieren bei Icelandair
- Extragepäck bei Icelandair
- Formalitäten bei der MAST auf englisch | auf isländisch
- Liste der deutschen Einreiseorte für Heimtiere
- Oberste Veterinärbehörden der Bundesländer
- Regeln zur Einreise mit Hunden, Katzen und Frettchen in die EU beim BMEL
Und wo bleiben die Bilder??
Ja, fotografiert habe ich natürlich auch. Ganz viel mit dem Handy, und manchmal auch mit der richtigen Cam ;-)
Nachtrag Mai 2023: Wer Boltis große und kleine Abenteuer mitverfolgen will, findet ihn mittlerweile auch auf Instagram unter @bolti_islandhund ;-)
Die ersten Eindrücke
Unterwegs im Schneegestöber
Ausflüge auf West- und Südisland
Raufen mit Mutter Blíða und Schwesterchen Díva
Die unzähligen Handyfotos samt Geschichten dazu erspare ich dir an dieser Stelle. Nur so viel sei gesagt: Wer mit einem Islandhunde-Welpen unterwegs ist, sollte extra Zeit einplanen, um die ganzen Fans zu begrüßen, die ihm begegnen werden. Denn so ein Isi-Baby ist einfach unglaublich süß :-)
Die beiden Bilder zeigen die “Fanclubs”, die sich spontan am Flughafen und beim Autoverleih bildeten…