Schon lange habe ich mir einen direkten, praxisnahen Vergleich gewünscht, wie die verschiedenen Brennweiten in der Hundefotografie wirken. Das meiste, was man findet, sind aber sehr technische Vergleiche anhand von Kirchtürmen, Trockenbouquets oder Rasterlinien…
Zeit, das zu ändern! Zum Updaten meiner Skripte für die Fotografie-Coachings und Workshops habe ich mich mit meinem tapferen Bolti auf den Weg gemacht, und hier gibt es eine Vorschau darauf.
Chromatische Aberration und Randschärfe etc interessieren mich hier nicht, auch wie nah man ein Motiv “heranzoomen”, d.h. wie viel Fußarbeit man sich ersparen kann, ist nachrangig. Es geht um die Schärfentiefe, die Auswirkungen auf die Proportionen im Hundegesicht sowie den Bildausschnitt in Vorder- und Hintergrund.
Bolti saß brav an immer der gleichen Stelle still, während ich die Testreihen machte (so gut es ein junger Hibbelhund mit Wildgeruch in der Nase eben kann – er wäre teilweise lieber in die Botanik abgebogen). Ich habe versucht, den Hund jeweils mit Offenblende und mit Blende 2.8 so zu fotografieren, daß er auf den Bildern immer gleich groß erscheint. Mein Abstand zum Hund hat sich also verändert. Zusätzlich habe ich pro Objektiv ein Bild mit Offenblende nahe an der Naheinstellgrenze gemacht.
Die Nachbearbeitung beschränkt sich auf leichte Anpassungen von Helligkeit, Farbtemperatur etc. – auf Retusche, Farblooks und Beschnitt habe ich bewußt verzichtet. Du siehst meinen Hund also in all seiner ungeschönten Herrlichkeit, inklusive Dreckspritzer und Pflanzenteilen im Fell! ;-)
Zum Einsatz kamen folgende Objektive – vier Festbrennweiten und ein Telezoom:
- Sigma Art 35mm 1:1.4 DG
- Canon EF 50mm f/1.4 USM
- Canon EF 85mm f/1.2L II IS USM
- Canon EF 135mm f/2L USM
- Canon EF 70-200mm f/2.8L IS USM
Fazit: Teles bleiben weiterhin erste Wahl für Hundeportraits
Faszinierend fand ich vor allem die Unterschiede, die sich aufgrund der verschiedenen Naheinstellgrenzen ergeben. Erwartungsgemäß bekommt der Hund bei einer Portraitdistanz schon ab 50mm abwärts eine lange Nase; dies umso mehr, je näher man rangeht und je weitwinkliger die Brennweite ist.
Natürliche, gefällige Gesichtsproportionen bekommt man ab 85mm, wo man dank f/1.2 schon eine sehr schöne Unschärfe erreichen kann.
135mm und 200mm sind sich im Bildergebnis recht ähnlich; die kürzere Brennweite beim 135mm dürfte in Betracht auf das Bokeh durch die größere Lichtstärke wettgemacht werden. Mit beiden Teles kommt man nah genug ran, um Details abbilden zu können; der Unterschied in der Schärfentiefe ist im Detailbild deutlich sichtbar.
Und ich bilde mir ein, daß Bolti bei 200mm doch eine etwas kleinere Nase hat, was ja der kissenförmigen Verzeichnung im Telebereich entspräche.
Mein Immerdrauf, das 70-200, wird aufgrund seiner Flexibilität und damit Schnelligkeit beim Arbeiten auch weiterhin mein bevorzugtes Objektiv bleiben, auch das 135mm und 85mm haben für Hundeportraits jedoch durchaus ihre Berechtigung, obwohl letzteres meine mit Abstand langsamste Linse ist.
Zum Schluß noch ein Sagen-Sie-jetzt-nichts-Bild von Bolti. Das Objektiv dürft ihr raten ;-)