Aktuell verzeichnen wir in großen Teilen Süddeutschlands historische Schneemassen, alles liegt unter einer dicken weißen Pulverschicht. In München wurde sogar ein 85 Jahre alter Schneerekord gebrochen!
Und während manche Hunde und ihre Menschen sich am liebsten nur noch vor dem Kamin einmümmeln wollen, haben mein Bolti und ich gerade richtig viel Spaß im Schnee und wollen am liebsten gar nicht mehr rein.
Denn wir Beide sind große Winter- und Schneefans, und einige meiner höchstprämierten Pferdefotos wurden im Schnee aufgenommen. Eine gute Gelegenheit für einen Artikel mit Tipps zum Fotografieren im Schnee :-)
Das A und O: Die richtige Belichtungsmessung bzw. -korrektur
Um eine korrekte Belichtung bei Schnee hinzubekommen, muß man verstehen, wie die Kamera bei der Belichtungsmessung arbeitet: Sie ist geeicht auf einen Grauwert von 18%, was in ungefähr der Helligkeit eines Rückkartons von gängigen Schreibblöcken entspricht. Zu analogen Zeiten hatte der Fotograf hierfür auch die sogenannte Graukarte in seinem Arsenal.
In der Praxis sieht das so aus, daß die Kamera standardmäßig immer versucht, ein Bild aufzunehmen, das in der Gesamthelligkeit, unabhängig von Farbwerten, diesem Grauwert entspricht. Egal wie hell oder dunkel das Motiv tatsächlich ist. Im Umkehrschluß ist das der Grund, warum viele Schneebilder zu dunkel oder Nachtaufnahmen zu hell werden – sofern man nicht eingreift.
Bei einem Schneebild müssen wir also der Kamera sagen: “Hoppla, dieses Motiv ist heller, als du denkst!”. Dies tun wir mit der Belichtungskorrektur.
Bei den meisten Kameras gibt es dafür im unteren Bereich des Suchers bzw. des Monitors eine Skala, die in etwa so aussieht:
-3 . . 2 . . 1 . . | . . 1 . . 2 . . +3
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Verschieben wir den Pfeil nun vom Mittelwert weg nach links oder nach rechts, korrigieren wir die Belichtung nach unten bzw. oben. Für Schneebilder können wir je nach Lichtsituation durchaus 1-2 Blendenstufen nach oben korrigieren (die Einzelheiten dafür entnimmst du am besten der Bedienungsanleitung deiner Kamera):
-3 . . 2 . . 1 . . | . . 1 . . 2 . . +3
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Und siehe da, das Schneebild ist nicht mehr grau, sondern (annähernd) weiß ;-)
Um Überbelichtung zu vermeiden, solltest du dabei das Histogramm im Auge behalten, denn ausgewaschene Pixel (also solche, die den maximalen Helligkeitswert erreicht haben) kann man später nicht mehr korrigieren.
Übrigens haben auch moderne Smartphones eine rudimentäre Belichtungskorrektur; diese findest du bei den Einstellungen deiner Handykamera.
Die richtige Farbtemperatur mit dem passenden Weißabgleich
Genau wie die Helligkeit muß auch die Farbtemperatur auf die winterlichen Bedingungen angepaßt werden. Hier ist man etwas freier in der Interpretation der wahrgenommenen Temperatur:
So kann ein sonniges Schneebild durch einen Weißabgleich ins gelblich-orangene hinein sehr warm wirken oder aber auch kalte Farbtöne die Stimmung bei bedecktem Himmel unterstreichen.
Hier zwei Bilder im Schnee bei sehr unterschiedlichen Farbtemperaturen:
Fotografiere im RAW-Format
Im Rohdaten-Format sollte jeder fotografieren, der in der Nachbearbeitung das Beste aus seinen Fotos herausholen will. Nicht nur weil der Fotograf dadurch die Bildoptimierung nicht der Kamera überläßt (was zwar meist zu einem passablen, aber nie zu einem optimalen Ergebnis führt), sondern auch, weil aufgrund der größeren Bittiefe mehr Eingriffe ohne Qualitätsverlust möglich sind als bei bereits komprimierten JPEG-Daten.
Für Bilder im Schnee können so z.B. auch die Belichtung und der Weißabgleich mit Adobe Lightroom, Camera Raw oder dem RAW-Konverter deines Kameraherstellers nachträglich angepaßt werden.
Hier zwei Beispiele von Kamera-Rohdaten und fertig bearbeiteten Bildern:
Was ist bezüglich der Ausrüstung zu beachten?
Die Kälte macht nicht zuletzt auch den Akkus zu schaffen, diese gehen bei Minusgraden schneller leer. Sorge also dafür, daß deine Akkus voll geladen sind, und nimm lieber einen Ersatzakku mehr mit als sonst. Sollte die Kamera länger ausgeschaltet bleiben, schonst du den Akku, indem du ihn dir z.B. in die Jackentasche steckst und dadurch etwas wärmer hältst.
Achtung, wenn du aus der Kälte zurück nach Hause kommst! Denn auch die Technik “schwitzt” ;-)
Will meinen, sobald die kalten Geräte ins Warme kommen, bildet sich Kondenswasser an den Oberflächen. Dagegen kannst du deine Kamera vorsorglich in eine Plastiktüte packen oder im Rucksack lassen, bis sie sich akklimatisiert hat. Sie wird es dir danken, auch wenn du es sicher kaum erwarten kannst, die Fotos anzuschauen.
Achte immer darauf, daß es Mensch&Tier vor der Kamera gut geht. Auch im Schnee!
Wie du dich bei eisigen Temperaturen richtig einpackst, weißt du vermutlich selbst am besten.
Mein Bolti als waschechter Isländer und ich sind zum Glück beide im Schnee voll in unserem Element. Ich will es trotzdem nicht unerwähnt lassen, daß das nicht auf alle Menschen und Tiere zutrifft. Während Menschen ihre Vorlieben und Abneigungen aber in der Regel verbal kommunizieren können, ist das bei Tieren eine andere Sache.
Nötige also bitte nie ein Tier, das sich in der Kälte nicht wohlfühlt, zu einem Fotoshooting im Schnee. Denn abgesehen davon, daß man so etwas einfach nicht macht, sieht man es hinterher auch den Fotos an, ob das Tier Spaß hatte oder nicht. ;-)
Ich wünsche dir gutes Gelingen!
P.S.: Haben dir diese Tips geholfen? Oder fehlt deiner Ansicht nach noch etwas? Dann schreib’ mir! Und falls du das Thema vertiefen willst, stehe ich dir gerne für ein Foto-Coaching zur Verfügung. Du kannst dich aber auch in den Newsletter eintragen, wenn du benachrichtigt werden willst, sobald neue Foto-Workshops oder Fotoreisen geplant sind :-)